Gütersloh (OTS) - Die leistungsfähigsten KI-Systeme unserer Zeit
werden von einer
kleinen Zahl privater Unternehmen entwickelt und kontrolliert –
darunter OpenAI, Anthropic, Google DeepMind, Meta und DeepSeek. Diese
Unternehmen dominieren nicht nur die Entwicklung von Modellen,
sondern kontrollieren auch die grundlegende Infrastruktur des KI-
Ökosystems: Rechenkapazitäten, Trainingsdaten und Cloud-Dienste.
Diese Machtkonzentration ist nicht nur eine technologische Realität –
sie stellt eine politische Herausforderung dar. Sie wirft eine
zentrale Frage auf: Wer gestaltet die Systeme, die zunehmend unsere
Gesellschaft beeinflussen?
Um diesem wachsenden Ungleichgewicht entgegenzuwirken, hat die
Bertelsmann Stiftung mit Unterstützung von Open Future ein neues
White Paper zu Public AI vorgestellt. Die Publikation skizziert einen
strategischen und umsetzbaren Rahmen für einen alternativen Ansatz
zur Entwicklung und Anwendung von KI, der auf größerer Transparenz,
offenem Zugang zu kritischer Infrastruktur und einer stärkeren
Ausrichtung auf das Gemeinwohl beruht.
Gesellschaften sollten KI nicht nur nutzen, sondern aktiv
mitgestalten
Public AI ist keine Absage an private Innovation, sondern ein
Vorschlag zur Neugewichtung der Machtverhältnisse. Gesellschaften
sollten in die Lage versetzt werden, KI nicht nur zu nutzen, sondern
aktiv mitzugestalten. KI soll nicht nur sicher für die Öffentlichkeit
sein, sondern auch durch demokratische Strukturen mitverantwortet und
kontrolliert werden.
Im Zentrum der vorgeschlagenen Strategie steht ein ehrgeiziges,
aber notwendiges Ziel: die dauerhafte Existenz mindestens eines
vollständigen Open-Source-Modells mit KI-Fähigkeiten, die denen
führender proprietärer Systeme nahekommen, sicherzustellen. Ohne ein
solches KI-Modell bleiben öffentliche Akteure in ihrer
Handlungsfähigkeit eingeschränkt. Zur Umsetzung formuliert das White
Paper drei zentrale Handlungsempfehlungen:
- Entwicklung und/oder Stärkung vollständiger Open-Source-Modelle
sowie des Open-Source-Ökosystems
- Aufbau öffentlicher Recheninfrastruktur zur Unterstützung der
Entwicklung und Nutzung offener Modelle
- Skalierung von Investitionen in KI-Kompetenzen, um ausreichend
Fachkräfte für die Entwicklung und Anwendung dieser Modelle zu
gewinnen
Das White Paper entwickelt darüber hinaus drei politische
Interventionspfade entlang der Struktur des AI-Stacks, der aus
Rechenleistung, Daten und Modellen besteht:
- Compute-Pfad: Aufbau öffentlicher Rechenkapazitäten, Sicherstellung
des Zugangs für offene Projekte und Koordination nationaler sowie
supranationaler Infrastrukturinitiativen (z. B. EU AI Factories)
- Data-Pfad: Entwicklung hochwertiger Datensätze als digitale
Gemeingüter, verwaltet durch gemeinwohlorientierte Governance-Modelle
mit Schutzmechanismen gegen Missbrauch
- Model-Pfad: Förderung eines Ökosystems von Open-Source-Modellen –
sowohl leistungsfähiger „Capstone“-Modelle als auch spezialisierter
kleinerer Modelle – mit langfristiger finanzieller und
infrastruktureller Unterstützung
Diese Pfade werden durch Querschnittsmaßnahmen ergänzt – etwa
Talentförderung oder die Finanzierung offener Software.
KI-Initiativen systematisch bewerten
Zur Bewertung und Steuerung von KI-Initiativen stellt das White
Paper ein strategisches Instrument vor: den Gradient of Publicness.
Mit diesem Rahmenwerk lassen sich KI-Initiativen systematisch
bewerten – basierend auf Offenheit, Governance-Strukturen und
Gemeinwohlorientierung. Der „Gradient of Publicness“ ermöglicht es
politischen Entscheidungsträger:innen, bestehende und neue Vorhaben
entlang eines Spektrums von privat bis öffentlich einzuordnen und
konkrete Schritte zur Erhöhung des öffentlichen Nutzens abzuleiten.
Public AI bietet eine realistische und notwendige Alternative zur
KI-Dominanz privater Akteure. Doch sie entsteht nicht von selbst. Sie
verlangt strategische Investitionen, institutionelle Koordination und
politischen Gestaltungswillen. Das White Paper soll Impulse für eine
internationale Debatte liefern, die KI als öffentliche Aufgabe
versteht.
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