Kitzbühel (OTS) - Lasst uns nur machen! Selbst wenn dieser Satz beim
Alpine Hospitality
Summit in Kitzbühel nicht fiel, schwebte er doch über den 300
hochrangigen Teilnehmern, die sich aus Investmentbankern ebenso
rekrutierten wie engagierten Ferienwohnungsvermietern und innovative
Großhoteliers mit Politprominenz vereinte. Allen gemein war der Fokus
auf Investition, Umsetzung und Bespielung alpiner Hotellerie.
Zwtl.: Motivierte und engagierte Diskutanten
Mit dem bereits traditionellen Event in der Gamsstadt gelang der
Prodinger Tourismusberatung, wovon die meisten der Teilnehmer nur
träumen konnten: 100 Prozent Auslastung - und eine Hundertschaft, die
aufs kommende Jahr vertröstet werden musste.
Die Grundstimmung war motiviert, obwohl auch von der Prodinger
Tourismusberatung präsentierte Zahlen belegten, wie schmerzlich das
Winterfinale Teile des Tourismus getroffen hat. „ Die Umsatzzahlen
vom Zahlungsdienstleister Card Complete zeigen ein Minus von 4,56
Prozent im heimischen Tourismus ”, verlautete der Geschäftsführer der
Prodinger Tourismusberatung Thomas Reisenzahn. Wobei die Rückgänge
weniger am Berg erfolgten, als im Tal. Generell sei im schneearmen
Winter - wie schon länger - das Auseinanderdriften der Destinationen
zu erkennen gewesen: Je höher, desto gefragter .
Betriebswirtschaftliche Analysen im 5-Jahres-Vergleich zeigen:
Zwar sei der Umsatz pro Zimmer um 20,54 % gestiegen, bei Mitarbeiter-
(+37 %) und Energiekosten (+72 %) sei der Zuwachs jedoch wesentlich
höher, wodurch das operative Betriebsergebnis (GOP) in diesem
Zeitraum um 1,3 Prozentpunkte auf 20,6 % zurückging.
Zwtl.: Ein Hotel sorgt für die Hälfte der Gemeindeeinnahmen
Jeder Umsatzrückgang von Hotels wirkt sich im regionalen Umfeld
dramatisch aus. Das bestätigte einmal mehr eine Wertschöpfungsstudie,
die Prodinger konkret anhand des bekannten Hotels Stanglwirt mit
aktuellen Zahlen umsetzte. Die 50 Mio. Ꞓ Hotelumsatz bringen demnach
weitere 22 Mio. Ꞓ Wertschöpfung in die Region. Was aber vielleicht
noch dramatischer wirkt: Allein 1,6 Mio Ꞓ füllen die Kasse von
Gemeinde und Tourismusverband Going.
Ungeachtet schwieriger Situationen belegten die Diskussionsrunden
die hohe Investitionsbereitsschaft der Branche. Wobei Marco Riederer
als zweiter Prodinger-Geschäftsführer aufzeigte: „ Erstmals (seit
2011) geht der hohe Verschuldungsgrad nicht mit einem steigenden
Ertragswert einher ”. Wobei hier die Auswirkungen der hohen
Investitionsbereitschaft als Folge der Corona-Förderungen zu erkennen
sind.
Dass es nur eine mutigere Preisdurchsetzung brauche, sei nun
nicht mehr so. Wie Karin Leeb am Podium für ihr herausragendes Hotel
Hochschober deutlich machte: „ Wir haben in den vergangenen Jahren
unsere Preise jährlich um bis zu 10 Prozent angehoben. Jetzt haben
wir gesehen, dass selbst bei unserer Klientel die Luft dünner wird.
Wir sind eine begehrte, emotionale Marke, aber wir müssen aufpassen,
uns nicht aus dem Markt hinaus zu preisen. ” Denn in Lagen wie der
Turracher Höhe sei es schwierig einen wachsenden
Internationalisierungsgrad und damit eine höhere Zahlungsbereitschaft
zu erreichen.
Zwtl.: Jugend mit neuen Hotelideen
Lässt man die sieben Diskussionsrunden von Kitzbühel Revue
passieren, braucht man sich über Österreichs Tourismuszukunft
trotzdem keine grauen Haare wachsen lassen. Dafür sorgen nicht
zuletzt junge engagierte Hoteliers, die zeitgeistige neue Projekte
umsetzen. So zeigte etwa Nadia Bruckner mit ihrem „Neue Post - Upside
Down Town Hotel” in Zell am See auf, wie Wirtshauskinder nach einiger
Auslandserfahrung den „Plan B oder C” ihrer Lebensplanung
realisieren, in dem sie das elterliche Hotel in neue Zeiten führen.
Einfach ist es für diese Generation der Nachfolger nicht, aber mit
der Lust und den Möglichkeiten ihren Lebensstil im Hotel zu
verdeutlichen zu können, steigt auch das persönliche und ökonomische
Engagement. Klar werden Hürden bei der Umsetzung beklagt, doch
richtig lautstark war dies bei den professionellen Investoren zu
hören.
Zwtl.: Über Bürgermeister, Bürokratie und Banken
Denn als Besonderheit des Summit sind hier internationale
Kettenhotellerie und zahlreiche institutionelle Investoren vertreten.
Wie etwa Jörg Böckeler, der als CEO von Dorint auch „Gastgeber” der
Veranstaltung im mächtigen Grand Tirolia Resort war. So gehört das
Objekt nun neben dem niederösterreichischen Immobilienentwickler
Othmar Seidl zu 49 % der deutschen Ideal Versicherung. Deutlich wurde
etwa Christian Ebner, dessen CE Holding aktuell die Hotels Mirabell
in Bad Gastein und Pichlmühle am Attersee umsetzt. Oder gerne
umsetzen würde: „ In Bad Gastein sind wir jetzt im sechsten Jahr der
Vorbereitung, ich muss mich mit neun Organisationen
auseinandersetzen. Es ist eine Schande so von einer Person - dem
Bürgermeister - abhängig zu sein. ” Heinrich Dominici, dessen
Unternehmen aktuell in Kitzbühel das Hotel „Zur Tenne” neu errichtet
sprach von bereits 42 Architektenentwürfen, die eingereicht werden
mussten: „ Aber ein Genehmigungsprozess ist halt ein Prozess, je
transparenter und offener man agiert, desto leichter lassen sich die
eigenen Ideen durchsetzen ”, sah er es eher lakonisch. Daniel
Jelitzka von der JP Immobilien-Gruppe in Wien versuchte die Situation
neutral zu analysieren: Wenn man strenge Raumordnungsverträge, toughe
Verträge mit Veräußerungsverboten und Vorkaufsrechten verlange, also
auf strikte Regulierung setze, würde man gerade für die Erneuerung
bestehender, in die Jahre gekommener Häuser kaum reüssieren.
Zwtl.: Schellhorns Vorsatz und Versprechen
Es sei schon auffällig, dass bei dieser Veranstaltung
bürokratische Hürden in erster Linie im Zusammenhang mit der Bauphase
beklagt würden, erstaunte Susanne Kraus-Winkler, die sichtlich froh
war, nach ihrer Zeit als Tourismus-Staatssekretärin einmal ohne
Podium-Präsenz eine Veranstaltung verfolgen zu können. Öffentliche
Sichtbarkeit ist dem gegenüber nun für Sepp Schellhorn als
Staatssekretär für Deregulierung das tägliche Brot. Viele der
beklagten Hürden in der Bauumsetzung sollten ihn erreichen. „ Als
Halbgasteiner kenne ich das Mirabell-Projekt. Es ist mir klar, dass
die größten Hürden Unsicherheit und vor allem Zeitverlust darstellen.
Mein Job beinhaltet auch auf die Körperschaften zuzugehen, etwa
einheitliche Regulatoien für Baurichtlinien zu schaffen. Es braucht
klarere Regeln, damit etwa die Ortsbildkommissison nicht alles
verhindern kann ”, sieht er die Stärke seines Resorts angesichts der
angespannten Situation darin, dass Bürokratieabbau nichts koste. So
nannte er auch als ein Ziel den Fristenlauf enorm zu verkürzen. Sein
Versprechen „ Alles was nicht in einem bestimmten Zeitraum behandelt
wird, gilt als bewilligt ”, schränkte er mit dem Hinweis ein, dies
dürfe natürlich nicht missbraucht werden.
Zwtl.: Fußangel für alternative Finanzierungsformen
Ohnehin sind die Probleme nicht allein in der Raumordnung zu
sehen. Eine Besonderheit der österreichischen Ferienhotellerie
brachte Daniel Jelitzka von der JP Immobilien-Gruppe Wien ins Spiel.
„ Während im angelsächsischen Raum und vielen europäischen Staaten
Bauvorhaben vier Fünftel an Eigenmitteln erfordern, sind es in
Österreich gerade mal 30 %. ” Dies behindere alternative
Finanzierungsformen. Unter dem Titel „Bye, bye, Buy2let” wurde etwa
dessen Gleichstellung mit der Schaffung von Zweitwohnsitzen
thematisiert. „ Seit dem Vorjahr ist es - letztlich
europarechtswidrig - in Tirol verboten, dass sich Buy2let-Eigentümer
in ihrem von einem Hotelbetreiber geführten Apartment auch nur
kurzfristig einmieten. Es ist eine Verfahrensanordnung, gegen die
kein Rechtsmittel zulässig wäre ”, führte dazu Astrid Purner, Vill &
Partner Rechtsanwälte, aus. Die Frage der Rechtmäßigkeit liege
momentan beim Verfassungsgerichtshof. Der Kitzbühler Groß-Hotelier
Christian Harnisch verwies in diesem Zusammenhang auf eine unsägliche
„Bespitzelung”, mit der Käufer aktuell im Raum Kitzbühel konfrontiert
seien. Mehrfach wurde betont, dass reines Investment ohne
„emotionalen” Faktor - etwa über Fonds - in der Ferienhotellerie
mangels Rendite kaum erfolge. Gerade für in die Jahre gekommene
Betriebe mit Sanierungsbedarf seien Lösungen wie Buy2let essentiell.
„ Egal ob Umbau oder Abriss, um an gleicher Stelle größere Einheiten
zu schaffen, international werden Hotels überwiegend mit solchen
Modellen umgesetzt. Da dürfen wir uns nicht einem Wettbewerbsnachteil
ausliefern ”, warnte Reisenzahn dazu am Alpine Hospitality Summit.
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