Wien (OTS) - Einkaufenden ein attraktives Shoppingerlebnis zu bieten
gilt als
strategischer Hebel zur Differenzierung des stationären Handels im
Wettbewerb mit digitalen Konkurrenten. Die Gestaltung der
Ladenatmosphäre ist dabei entscheidend. Die vorliegende Studie
untersucht mit einem Mixed-Methods-Ansatz und aus unterschiedlichen
Perspektiven, welchen Beitrag Musik in Serviceumgebungen sowohl zur
Aufenthaltsqualität von Einkaufenden als auch von Arbeitskräften
leistet – und welche Auswirkungen sich daraus auf das
Konsumentenverhalten ergeben.
Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie:
-
Musik wird gezielt zur Verbesserung der Ladenatmosphäre sowie zur
Erhöhung der Verweildauer und Kundenbindung eingesetzt.
-
Einkaufende verfügen über eine hohe Sensibilität für Musik in
Serviceumgebungen und dies hat direkte Wirkung auf deren Stimmung,
Verweildauer, Kaufverhalten und Weiterempfehlung.
-
Positive Einstellungen und Wirkungen auf das Kaufverhalten zeigen
sich beim Einsatz passender und auf die Branche abgestimmter Musik.
-
Populäre Musik genießt die höchste Akzeptanz bei
Musikverantwortlichen, beim Personal am PoS und bei Einkaufenden.
-
Die Wirkung von Hintergrundmusik auf das Personal in
Handelsgeschäften wird bislang in Forschung und Praxis
vernachlässigt.
-
Der Einsatz von Musik in Handelsunternehmen hat sich
professionalisiert, erfolgt jedoch vielerorts noch immer ohne
konkrete Zielrichtung und Einbettung in den Handelsmarketing-Mix.
-
KI-generierte Musik wird von Handelsverantwortlichen aus
Kostengründen erwogen, von Einkaufenden als unpersönlich,
unauthentisch und wenig emotional abgelehnt.
Musik wird gezielt eingesetzt, um die Ladenatmosphäre zu
verbessern, die Verweildauer zu erhöhen und die Kundenbindung zu
stärken. Eine hohe Sensibilität der Kund:innen für Musik im
Handelsumfeld wurde sowohl in der Feldstudie als auch in der
quantitativen Befragung festgestellt.
Musik wird von einer großen Mehrheit der Kund:innen wahrgenommen
und positiv beurteilt. 62% der Befragten geben an, länger im Geschäft
zu verweilen, wenn ihnen die musikalische Gestaltung zusagt. Dabei
beeinflusst Musik nicht nur die Kauflaune, sondern auch die
Bereitschaft, neue Produkte auszuprobieren oder das Geschäft
weiterzuempfehlen.
Entscheidend für den Erfolgsfaktor ist dabei die Musikauswahl:
Musik, die als angenehm, bekannt und passend empfunden wird, wirkt
sich positiv auf die Bewertung der Einkaufsumgebung aus. Populäre
Musik und „Hits aus dem Radio“ erzielen die höchste Akzeptanz, da sie
als kleinster gemeinsamer Nenner über alle Altersgruppen und Branchen
hinweg funktionieren. Populäre Musik vermittelt Vertrautheit, erzeugt
positive Emotionen und wird mit Qualität assoziiert.
Ebenso wird Musik als besonders passend empfunden, wenn sie zum
Anlass (saisonale Musik) oder Sortiment des Geschäfts passt. Eine
systematische Planung hinsichtlich Auswahl, Lautstärke und Tempo
verbessert den wahrgenommenen Fit zur Markenidentität. Je nach
Branche darf Musik auch auffälliger sein – etwa dynamischer im
Sporthandel, während in anderen Bereichen ruhigere Klänge bevorzugt
werden.
Als unpassend oder monoton empfundene Musik hingegen kann das
Gegenteil bewirken – sie führt zu Reaktanz, schlechter Laune und
verkürzter Verweildauer. Wenn in einem Geschäft unpassende oder
unangenehme Musik gespielt wird, so ist das für die Befragten zwar
kein Grund, das Geschäft sofort wieder zu verlassen, aber knapp die
Hälfte würde die Verweildauer reduzieren.
Auch für das Verkaufspersonal spielt Musik eine bedeutende Rolle.
Diese Personen sind der Musik intensiver ausgesetzt als die
Kundschaft, weshalb sie größere Auswirkungen auf Motivation,
Arbeitsatmosphäre und Beratungsqualität hat. Mitarbeitende, die
täglich mehrere Stunden in Geschäften verbringen, empfinden
musikalische Untermalung nicht nur als angenehm, sondern als
motivierend. Sie hilft, Stille zu vermeiden, Nebengeräusche
auszublenden und schafft eine positivere Arbeitsatmosphäre. Eine gute
Musikauswahl beeinflusst somit nicht nur die Stimmung der Kundschaft,
sondern auch die Qualität der Interaktion am Point of Sale – ein
zentraler Faktor für das Markenerlebnis. Besonders populäre Musik (
„Radio-Musik“ und „Hits aus den Charts“) wird auch von Mitarbeitenden
bevorzugt, während monotone Wiederholungen als belastend empfunden
werden.
Viele Unternehmen erkennen das Potenzial von Musik für ihre
Markenidentität, arbeiten mit Dienstleistern zusammen und setzen
Musik strategisch ein. Dennoch fehlt es mehrheitlich an
systematischer Evaluation und einer klaren Verankerung im
Handelsmarketing. Besonders deutlich wird das bei Experimenten mit KI
-generierter Musik. Obwohl KI-Musik von einigen Musikverantwortlichen
aus Kostengründen erwogen wird, lehnen sowohl Mitarbeitende als auch
Konsument:innen den Einsatz in der Praxis mehrheitlich ab. Die Musik
wird als unpersönlich, künstlich und emotional schwach empfunden. In
mehreren dokumentierten Fällen – unter anderem bei der britischen
Handelskette ASDA – wurden solche Versuche nach kurzer Zeit
eingestellt, teils auf Druck der Belegschaft.
Die Studie macht deutlich: Musik ist ein unterschätzter, aber
wirkungsvoller Hebel zur Gestaltung von Serviceumgebungen – für
Kund:innen ebenso wie für Mitarbeitende. Beim gezielten,
strategischen Einsatz zur Kundenbindung und Mitarbeitermotivation
bestehen jedoch nach wie vor ungenutzte Potenziale. Für Unternehmen,
die besonderen Wert auf Individualität, Qualität oder Markenidentität
legen, bleibt der Einsatz hochwertiger, kuratierter Musik weiterhin
essenziell.
Ergebnisse einer Studie von FH-Prof. Dr. Cordula Cerha (CMC-
Consultants in Kooperation mit dem Institut für Retailing & Data
Science am Department Marketing der Wirtschaftsuniversität Wien)
Die Studienergebnisse wurden am 14.5. im Shoppingcenter Gerngross
in Wien präsentiert. Die AKM unterstützt diese Forschung, um den
wirtschaftlichen Wert von Musik sichtbar zu machen. Musiknutzung
schafft Mehrwert – für Handelsunternehmen ebenso wie für
Konsument:innen – und muss fair gegenüber den Urheber:innen vergütet
werden.
Studienansatz & Methodik
Die Untersuchung basiert auf einem Mixed-Methods-Ansatz, der eine
Desk Research und Expert:innengespräche zu bisherigen Erkenntnissen,
eine qualitative Feldstudie mit Beobachtungen und Befragungen am
Point of Sale und eine quantitative Konsumentenbefragung (CAWI, n=522
) kombiniert. Im Mittelpunkt stehen die Motive für den Einsatz von
Musik in Service- und Einkaufsumgebungen, die Auswirkungen auf das
Erlebnis und Verhalten von Einkaufenden und Personal sowie die
Einstellungen von Konsument:innen zum Einsatz von populärer Musik,
funktionaler Musik und KI-generierter Musik in Serviceumgebungen.
Kurzbiographie FH-Prof. Dr. Cordula Cerha
FH-Prof. Dr. Cordula Cerha ist eine Marketingexpertin mit über 25
Jahren Erfahrung. Sie lehrt und forscht am Institut für Retailing und
Data Science an der Wirtschaftsuniversität Wien, am Institut für
Kommunikationsdesign der Universität für angewandte Kunst Wien und
weiteren universitären Einrichtungen. Ihre aktuellen
Forschungsinteressen liegen im Bereich des strategischen
Handelsmarketings und des Konsumentenverhaltens im stationären und
Online-Handel.
AKM
Was wäre die Welt ohne Musik? AKM und austro mechana sorgen
dafür, dass Musikschaffende – also Menschen, die Musik komponieren,
dazu Texte schreiben oder sie verlegen – für die öffentliche Nutzung
ihrer Werke vergütet werden. Als nicht gewinnorientierte
Verwertungsgesellschaften vermitteln sie zwischen Musiknutzenden und
Urheber:innen. Die Einnahmen aus Aufführungsbewilligungen werden an
die Rechteinhaber:innen als Tantiemen weitergeleitet. In enger
Zusammenarbeit mit ihren Partnern schließen AKM und austro mechana
jährlich rund 75.000 Verträge ab – ein Großteil davon mit Kund:innen
aus Handel und Gastronomie. Darüber hinaus übernehmen beide
Organisationen soziale und kulturelle Aufgaben zur Förderung des
österreichischen Musikschaffens.
Mehr aktuelle OTS-Meldungen HIER
Wiener Börse Party #917: ATX stärker, Palfinger am 26. Börsegeburtstag beschenkt, Raiffeisen Zertifikate mit 19 aus 19 beim ZFA Award
Die Wiener Börse Party ist ein Podcastprojekt für Audio-CD.at von Christian Drastil Comm.. Unter dem Motto „Market & Me“ berichtet Christian Drastil über das Tagesgeschehen an der Wiener Börse. Inh...