Der aktuelle Austrian Business Check des KSV1870 zeigt deutlich: Viele österreichische Unternehmen mussten in den vergangenen Jahren massiv an der Kostenschraube drehen, um den Herausforderungen Herr zu werden. 80 Prozent der befragten Betriebe haben in der jüngeren Vergangenheit teils umfassende Sparmaßnahmen implementiert. Sie haben entweder ein „offizielles“ Sparprogramm verabschiedet oder sparen „im laufenden Betrieb“. Gleichzeitig ist in Sachen Eigenkapital eine erste Abwärtstendenz erkennbar. Darunter leidet die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Sie bleibt auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres – kaum ein Betrieb investiert 2025 im großen Stil.
Die deutlich rückläufige Geschäftslage infolge massiver nationaler und internationaler Herausforderungen belastet viele Unternehmen massiv. Zwar bewerten noch 53 Prozent (2024: 57 %) ihre aktuelle Eigenkapital-Ausstattung mit „sehr gut“ oder „gut“, doch der 3-Jahres-Trend zeigt im Vergleich zum Vorjahr nach unten. Während 2024 noch 42 Prozent der Unternehmen die Entwicklung ihres Eigenkapitals in den vorangegangenen drei Jahren positiv bewertet haben, sind es heuer nur 37 Prozent. Gleichzeitig ist der Anteil jener, die eine negative Einschätzung abgegeben haben, von 21 auf 29 Prozent angestiegen. „Die anhaltend schwierige wirtschaftliche Situation spüren die Unternehmen nun auch immer häufiger auf ihrem Festgeldkonto. Die Lage spitzt sich zu und es hat den Anschein, dass die Betriebe ihre eisernen Reserven anzapfen müssen, ganz besonders, wenn es um die Finanzierung von Investitionsvorhaben geht“, erklärt Gerhard Wagner, Geschäftsführer der KSV1870 Information GmbH. Besonders massiv zeigt sich die Entwicklung im Bereich Gastronomie/Beherbergung: Hier weisen nur 17 Prozent (2024: 28 %) der Betriebe eine positive Eigenkapitalentwicklung innerhalb der vergangenen drei Jahre auf, 52 Prozent sprechen von einer negativen Tendenz. Doch auch der Handel verlor gegenüber dem Vorjahr um zehn Prozentpunkte – derzeit können nur 33 Prozent eine positive 3-Jahres-Entwicklung vorweisen.
Um in ihren Finanzen für ein möglichst hohes Maß an Stabilität zu sorgen, haben zuletzt acht von zehn Unternehmen den Gürtel deutlich enger schnallen müssen. 13 Prozent haben ein „offizielles“ Sparprogramm gestartet, weitere 67 Prozent sparen „im laufenden Betrieb“. Besonders deutlich zeigt sich das im Westen Österreichs, wo fast 40 Prozent der Unternehmen ein Sparprogramm initiiert haben. „Angesichts der schlechten Geschäftslage und dem mehrheitlich negativen Ausblick sind gezielte Sparmaßnamen für viele Betriebe, insbesondere in Vorarlberg, so etwas wie einer der letzten Strohhalme, doch noch den Turnaround zu schaffen“, so Wagner. Aber auch in Kärnten (24 %) stehen umfassende Sparprogramme häufiger an der Tagesordnung als in anderen Bundesländern. Am ehesten wird in den Bereichen Einkauf und in der Verwaltung gespart. Am wenigsten betroffen von Kürzungen sind die Branchen „Information und Kommunikation“ (33 %), das Gesundheits-/Sozialwesen (30 %) und Finanz-/Versicherungsdienstleister (29 %).
Nachdem bereits in den vergangenen Jahren die Investitionsbereitschaft deutlich geschrumpft ist, dürfte diese im heurigen Jahr auf niedrigem Niveau stagnieren. Demnach wollen 2025 laut Austrian Business Check nur 16 Prozent (2023: 17 %) der Unternehmen Investments tätigen, für weitere 40 Prozent (2023: 41 %) ist dies eine Frage der wirtschaftlichen Machbarkeit, sprich sie wollen zuwarten. „Finanzdisziplin ist kein leeres Wort, denn dass auch heuer fast die Hälfte der Betriebe auf Investitionen verzichtet, zeigt, wie sehr sie sich einem restriktiven Kosten- und Risikomanagement unterworfen haben“, erläutert Wagner. Diejenigen, die tatsächlich bereit sind, Investitionen zu tätigen, machen das größtenteils (59 %) in einem moderaten Ausmaß – lediglich zehn Prozent sind zu (für die jeweiligen Verhältnisse) höheren Investments bereit. „Insgesamt werden 42 Prozent der Investitionen dazu verwendet, den Betrieb aufrecht zu erhalten. 38 Prozent fließen in Innovation und Weiterentwicklung, 16 Prozent werden für „Investments in Mitarbeiter“ aufgebracht. Im Mittelpunkt stehen dabei unter anderem die Digitalisierung sowie die Erhöhung der Kundenzufriedenheit, aber auch der Aufbau neuer Geschäftsfelder und Vertriebskanäle. Im Gegensatz dazu spielen gerade in Krisenzeiten Maßnahmen in Richtung Nachhaltigkeit, Umweltmanagement und CSR nur eine untergeordnete Rolle. „Strategische Weitsprünge auf Ebene der Investitionen sind damit eine Seltenheit geworden, doch das kann kein Modell auf Jahre sein,“ so Wagner. Wie in Österreich gelebte Praxis, versuchen auch jetzt die Unternehmen ihre Investitionen vorrangig aus Eigenmitteln (71 %) zu finanzieren, gefolgt vom Cashflow (37 %) und Bankkrediten (25 %).
Im Vorjahr haben 20 Prozent der österreichischen Betriebe einen Kredit beantragt – insbesondere in der Gastronomie (32 %) und im Grundstücks-/Wohnungswesen (30 %) war das häufig der Fall. Heuer könnte das Ergebnis recht ähnlich aussehen. Denn aus jetziger Sicht planen zwölf Prozent einen Kredit zu beantragen, für weitere 15 Prozent ist die endgültige Entscheidung darüber noch nicht gefallen. Die häufigsten Gründe, warum ein Kredit aufgenommen werden soll, sind geplante Renovierungs-/Umbaumaßnahmen und die Deckung laufender Kosten. Darüber hinaus wird die Kreditaufnahme von knapp zwei Drittel als „sehr schwierig“ bzw. „schwierig“ bewertet. Vor allem deshalb, weil vermehrt private und unternehmerische Sicherheiten gefordert werden, Zinserhöhungen ein wesentlicher Kostentreiber sind und der hohe Bürokratieaufwand ein Zeitfresser ist.
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