St. Pölten (OTS) - „Die Pläne der Bundesregierung zur
Fachkräfteoffensive sind ein
wichtiges Signal. Doch ohne ausreichende Mittel für die betriebliche
Lehrstellenförderung bleiben viele Ausbildungsplätze in Gefahr“,
warnt Wolfgang Ecker, Präsident der Wirtschaftskammer
Niederösterreich. „Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten darf
nicht bei der Ausbildung unserer Fachkräfte gespart werden. Sie sind
das Fundament für den wirtschaftlichen Erfolg von morgen.“ Derzeit
werden in Niederösterreich 16.127 Lehrlinge in über 4.212 Betrieben
ausgebildet.
Die betriebliche Lehrstellenförderung ist seit Jahren mit 280
Millionen Euro jährlich gedeckelt und das, obwohl die
kollektivvertraglichen Lehrlingseinkommen in den letzten zwei Jahren
deutlich gestiegen sind. Diese Entwicklung sowie die massiv erhöhten
Internatskosten führen dazu, dass die bisherige Finanzierung künftig
nicht mehr ausreicht. Laut Prognosen fehlen österreichweit bereits
2025 rund 36,5 Millionen Euro und 2026 weitere 50 Millionen Euro, in
Summe also über 86 Millionen Euro. Für Niederösterreich würde dies
einen Fehlbetrag von 13,8 Millionen Euro bedeuten.
Massive Auswirkungen für 4.212 NÖ-Ausbildungsbetriebe
Diese Finanzierungslücke hätte gravierende Auswirkungen: Bereits
ab Sommer droht eine Kürzung der Basisförderung, der zentralen Säule
der betrieblichen Lehrstellenförderung. Betroffen wären vor allem
3.188 kleine und mittlere Ausbildungsbetriebe in Niederösterreich.
„Sollte es tatsächlich zu Kürzungen kommen, rechnen wir mit einem
deutlichen Rückgang an angebotenen Lehrstellen. Das wäre nicht nur
ein bildungspolitischer Rückschritt, sondern auch ein
volkswirtschaftlicher Schaden“, so Ecker. Laut einer aktuellen ibw (
Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft)-Umfrage würden ohne
Förderung mehr als die Hälfte der Betriebe ihre Lehrlingsausbildung
einstellen oder reduzieren. Besonders dramatisch ist die Situation
bei Kleinbetrieben bis neun Beschäftigten – hier würden sogar 62 %
die Ausbildung einschränken oder ganz aufgeben.
Lehre ist die kosteneffizienteste Ausbildungsform
Die betriebliche Lehrausbildung ist nicht nur die am stärksten
nachgefragte Qualifikation am Arbeitsmarkt, sie ist auch die
volkswirtschaftlich sinnvollste Investition: Die realen Kosten für
die öffentliche Hand belaufen sich auf nur 3.577 Euro pro Lehrling
und Jahr. Zum Vergleich: Die Ausbildungskosten in einer
überbetrieblichen Ausbildung betragen mehr als 23.000 Euro pro Jahr.
„Die betriebliche Lehre bringt dem Staat schon während der
Ausbildung Einnahmen von über 4.000 Euro pro Lehrling, vor allem in
Form von Sozialversicherungsbeiträgen. Wenn wir jetzt bei der
Förderung sparen, wird es am Ende teurer für alle“, betont Ecker. Die
Wirtschaftskammer Niederösterreich fordert daher eine rasche
Aufstockung der Mittel für die betriebliche Lehrstellenförderung und
eine Entkoppelung vom bestehenden Deckel. Nur so kann sichergestellt
werden, dass die Fachkräfte von morgen auch morgen noch im Betrieb
ausgebildet werden können.
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