Wien (OTS) - Einen heute von der NGO Greenpeace veröffentlichten
„Marktcheck“ zur
Klimabilanz von Natur-Joghurts im Lebensmitteleinzelhandel verortet
Bauernbund-Jugendsprecherin Viktoria Hutter als billiges Bauern-
Bashing: „Wie so oft versucht eine Umwelt-NGO, bewusst einzelne
Produktionsweisen gegeneinander auszuspielen und damit einen Keil in
die heimische Bauernschaft zu treiben. Das lassen wir uns nicht
bieten: Unsere österreichische Landwirtschaft ist kleinstrukturiert
und vielfältig, jeder Betrieb hat seine Daseinsberechtigung - egal ob
biologisch oder konventionell geführt, egal ob im Ackerbau oder in
der Viehhaltung tätig. Und gerade wir jungen Bäuerinnen und Bauern
wollen die Betriebe unserer Eltern gut weiterführen und auch in
Zukunft tierische sowie pflanzliche Lebensmittel produzieren.
Pauschale Aussagen wie jene von Greenpeace sind einer nachhaltigen
Entwicklung unserer Land- und Forstwirtschaft alles andere als
dienlich.“
Der Hintergrund: Greenpeace stellt in seiner Veröffentlichung
pflanzliche Joghurts als „lecker und gesund“ dar und bemängelt die
vermeintlich schlechtere CO2-Bilanz tierischer Joghurts. „Rein
pflanzliche Lebensmittel in Bio-Qualität“ seien „die beste Wahl für
Mensch, Tier und Kima.“ Der Bauernbund warnt vor einer einseitigen
Betrachtung: „Es ist nicht notwendig, zum wiederholten Mal die
biologische gegen die konventionell geführte Landwirtschaft
auszuspielen. In Österreich werden aktuell 23,1 % der Betriebe
biologisch bewirtschaftet. Rund 24 % der tierhaltenden Betriebe sind
Bio-Betriebe, 21 % der Milchkühe werden biologisch gehalten. Das
zeigt vor allem, dass sowohl Bio als auch eine konventionelle
Wirtschaftsweise ihre Berechtigung haben“, erklärt Hutter und führt
aus: „Jede Bauernfamilie in Österreich soll selber entscheiden,
welche Wirtschaftsweise am besten zum Betrieb und den regionalen
Gegebenheiten passt. Dafür braucht es niemanden, der von oben herab
vorschreibt, wie die Arbeit zu geschehen hat.“
Einseitige Betrachtung der Ökobilanz von Milch verfälscht
Ergebnisse
Auch die von Greenpeace angeprangerte „Klima-Unfreundlichkeit“ der
Kuhmilch- Joghurts ist Hutter ein Dorn im Auge: „Wer Milchprodukte
und pflanzliche Alternativen in einen Topf wirft, der lässt wichtige
Details außer Acht“, so die Bauernbund-Jugendsprecherin: „Wir
akzeptieren jede Ernährungsweise. Beim Vergleich zwischen tierischer
Ernährung und pflanzlichen Alternativen dürfen die Inhaltsstoffe
jedoch nicht außer Acht gelassen werden“, kritisiert Hutter.
Natürliche Milch unterliegt einem EU-weiten Bezeichnungsschutz
und ist ein ernährungsphysiologisch hochwertiges Lebensmittel mit
Grundnährstoffen wie Eiweiß, Fett und einer Vielzahl an
Mineralstoffen, Spurenelementen und hochverdaulichen Vitaminen. „Bei
Ersatzprodukten muss man die Frage stellen, ob all diese positiven
Eigenschaften ebenso gegeben sind. Ansonsten ist eine Ökobilanzierung
rein anhand des Ausstoßes von CO2-Äquivalenten pro Kilogramm zu kurz
gegriffen. Seriös wäre es, auch eine Betrachtung der Klimabilanz
gemessen an den Inhaltsstoffen vorzunehmen. Das lässt der Greenpeace-
Marktcheck jedoch schmerzlich vermissen“, so Hutter.
Kuhmilch aus Österreich hat europaweit die beste Klimabilanz
Kuhmilch aus Österreich punktet im internationalen Vergleich mit
einer herausragenden Klimabilanz: In einer umfassenden Studie des
Wissenschaftsdienstes der EU-Kommission wurde der durchschnittliche
CO2-Fußabdruck je kg Milch in einzelnen Mitgliedstaaten berechnet.
Österreichische Milch weist mit 1,0 kg CO2-Äquivalenten den EU-weit
niedrigsten Wert auf. Nicht nur aus diesem Grund sei heimische
Kuhmilch besonders nachhaltig, so Hutter: „Wir können uns in
Österreich mit Trinkmilch zu 182 % selber versorgen. Heimische
Milchprodukte glänzen nicht nur mit kurzen Transportwegen und einer
bodengebundenen, kreislauforientierten Wirtschaftsweise, sondern auch
mit garantierter Gentechnikfreiheit. 90 % der Milchlieferanten sind
Bergbauernbetriebe. Gerade mit der Bewirtschaftung unseres Grünlandes
erfüllen sie eine wertvolle Rolle als Naturschützer: Durch die
extensive Bewirtschaftung dieser Kulturlandschaft wird nicht nur die
Biodiversität in unserem Land gefördert, auch der Tourismus
profitiert und sorgt wiederum für 29,5 Mrd. Euro an Wertschöpfung und
311.300 Vollzeitarbeitsplätze.
Pflanzen-Joghurts: Woher stammen die Produkte?
Trinkmilch und Joghurts aus Kuhmilch stammen in der Regel aus
Österreich. Doch woher stammen die Alternativprodukte? Der Bauernbund
nimmt die Herkunft unter die Lupe: Laut Greenpeace-Veröffentlichung
bestehen die Joghurt-Alternativen ca. zur Hälfte aus Soja, zu je 20 %
aus Hafer bzw. Kokos und somit zu ca. 10 % aus Mandeln. Der Hafer
stamme demnach zu 50 % aus Österreich, der Soja zu 25 %. Das ergibt
also einen Gesamt-Österreich-Anteil der pflanzlichen
Alternativprodukte von ca. 22,5 %.
Hutter analysiert: „Nicht einmal ein Viertel der Pflanzen-
Joghurts stammt aus unserer heimischen Landwirtschaft. Der Rest kommt
zwar teils aus Europa, genauso jedoch aus Übersee. Gerade bei Mandeln
ist das durchaus problematisch: 80 % der weltweiten Mandelernte
stammen aus dem unter Dürre leidenden Kalifornien, wo oftmals
künstlich bewässert werden muss. Für einen Kilo Mandeln werden dort
bis zu 15.000 Liter Wasser aufgewendet. Das ist alles andere als
nachhaltig und klimafreundlich“, kritisiert Hutter.
Die Bauernbund-Jugendsprecherin betont: „Wenn schon pflanzlich,
dann bitte aus Österreich: Auch bei uns wächst Hafer, der für die
Herstellung von Joghurt-Alternativen verwendet werden kann - das ist
eine Chance für unsere Landwirtschaft. Wenig hilfreich ist es
hingegen, sämtliche Produkte, pflanzlich wie tierisch, über einen
Kamm zu scheren.“
Der Bauernbund setzt sich daher für einen ehrlichen,
unvoreingenommenen Diskurs ein: „Mit Milchbauern-Bashing ist
niemandem geholfen. Bio und konventionell sollen ebenso nebeneinander
existieren und voneinander profitieren, wie Tierhaltung und Ackerbau.
Wir wünschen uns daher für die Zukunft ein Miteinander auf Augenhöhe,
anstatt das Ausspielen einzelner Branchen untereinander“, betont
Hutter in Richtung Greenpeace.
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